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Benko wird durch den Kakao gezogen
Wer kennt das Problem nicht? Du wachst völlig harmlos in der Früh auf und plötzlich fehlt dir eine halbe Milliarde Euro. Genau das ist Wunderwuzzi Rene Benko passiert. Sein Pyramidenspiel scheint geplatzt zu sein. Eine Insolvenz des Imperiums dürfte unmittelbar bevorstehen. Was war das für ein Hype um den Selfmade-Man aus Tirol! Vom Schulabbrecher zum Milliardär. Das hat allerlei Glücksritter, Schmarotzer, Geschäftemacher und natürlich auch jede Menge Neider angezogen. Bundeskanzler, Ex-Bundeskanzler, Industrielle, Spekulanten und B-Promis sonnten sich in seinem bereitwillig zur Schau gestellten Erfolg.
Einige, wie etwa Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer von der SPÖ, haben es geschickt verstanden, hochdotierte Beraterverträge herauszuverhandeln. Dabei sprechen wir von mehreren Millionen Euro Gage. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Denn die Unterstützung prominenter Player hat Benko Tür und Tor für potente Investoren geöffnet. Das wiederum hat ihm ermöglicht größenwahnsinnige Projekte wie etwa den Elbtower in Hamburg oder den Erwerb der deutschen Galaria-Karstadt-Kaufhofgruppe zu finanzieren. Alles auf Pump. Gleichzeitig hat es Benko verstanden, ein undurchsichtiges Firmengeflecht aus mehr als 1.000 Einzelunternehmen aufzubauen. Das macht man nicht weil es lustig ist, sondern um größtmögliche Intransparenz aufzubauen. Es wäre interessant zu wissen, ob Benko selbst die Namen all seiner 1.000 Firmen nennen kann. Aber imposante Zahl. Stellen wir uns nur kurz vor, Benko erhält von jeder dieser, seiner Firmen eine Gage von lächerlichen 1.000 Euro pro Monat. Dann hätte er ein Einkommen von einer schnuckeligen Million pro Monat.
Es ist allerdings davon auszugehen, dass das nur Phantasiezahlen sind. Denn welcher Firmenchef gibt sich schon mit 1.000 Euro pro Monat zufrieden? Schließlich ist man ja Topmanager und gibt tausenden Leuten einen Job. Da verdient man schon mehr an Anerkennung – pardon, Geld. Das Problem am Benko-Imperium ist nur, dass es auf einem wachsenden Markt aufgebaut ist. Wie ein Pyramidenspiel. Dieses Pyramidenspiel aus dem Hause Benko ging so lange gut, so lange die Zinsen niedrig waren und die Immobilienpreise gestiegen sind. Das ist jetzt anders. Ganz anders. Die Zinsen steigen und die Immobilienpreise sinken.
Dazu kommt noch, dass die Benko-Immobilien in den Büchern überbewertet waren und heute bei Weitem nicht um den veranschlagten Wert verkauft werden können. Das heißt, dass Benko auf seinen Immobilien sitzen bleibt und diese wenn überhaupt, nur mit großem Verlust verkaufen kann. Das wiederum schreckt neue Investoren ab, die er derzeit dringend bräuchte, um die ausständigen Zinsen bedienen zu können. Dazu kommt für den armen Herrn Benko noch, dass er in Österreich auch Thema in den neuen angekündigten parlamentarischen Untersuchungsausschüssen sein wird. Unter vielen Punkten dürfte hier auch Kika/Leiner ein Thema werden – die Möbelketten gingen sehr knapp nach dem Verkauf durch die Signa pleite und werden nun nur mehr abgespeckt weitergeführt und saniert. Aber das dürfte derzeit sein kleinstes Problem sein.
Sein Problem ist, dass er die Öffentlichkeitsarbeit in guten Zeiten sträflich vernachlässigt hat. Außer Seitenblicke- und Bussi-Bussi-Berichterstattung war nicht. Das Modell Mateschitz, der allerdings im Unterschied zu Benko einen gesunden Konzern im Hintergrund hatte. Das rächt sich jetzt. Denn die Neider kriechen jetzt aus allen Löchern und haben ein großes Vergnügen daran, den gehypten Selfmade-Milliardär in den Untergang zu schreiben. Benko wird quasi durch den Kakao gezogen.
Heinz Knapp,
Herausgeber