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DAS WIEN AKTUELL 6 Nachdem der neue SPÖ-Chef Andreas Babler im Juni 2023 mit einigen Hindernissen ins Amt gestolpert ist, reißt die parteiinterne Kritik an ihm nicht ab. Zur Erinnerung: Nachdem die Sozialdemokratie die eigene Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner wegen stagnierender Umfragedaten mehr oder weniger aus dem Amt gemobbt hatte, war man auf der Suche nach einem Neuanfang. Wie viele erwartet haben, wurde bei diesem legendären SPÖ Parteitag vorerst der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zum SPÖ-Chef gekürt. Doch dieses Ergebnis währte nicht lange. ORF-Moderator Martin Thür war aufgefallen, dass dieses Resultat nicht stimmen kann, da eine Stimme fehlte. Die Wahlzettel wurden daraufhin neu ausgezählt – und siehe da – jetzt lag plötzlich Babler vorne. Er hat 317 Stimmen bzw. 52,66 Prozent erhalten, Doskozil hingegen nur 280 Stimmen, oder 46,51 Prozent. Laufende Querschüsse Seit diesem skurrilen Schauspiel ist nun Andreas Babler Chef der SPÖ. Doch die großen Erwartungen, die der linke Hoffnungsträger in der SPÖ bei seiner Kür zum Parteichef vor einem Jahr bei den Genossen geweckt hat, haben sich bisher nicht erfüllt. In Umfragen liegt Babler gleichauf, oder unter den Ergebnissen seiner Vorgängerin Rendi-Wagner. Zudem kommen nicht verstummende Querschüsse von parteiinternen Kritikern. Babler braucht daher dringend einen Wahlerfolg, wenn er weiter im Amt bleiben will. Und da liegt die Latte tief. Denn bei der vergangenen Wahl 2019 hat die SPÖ mit 21,18 Prozent das schwächste Ergebnis bei Nationalratswahlen überhaupt erreicht. Das Problem ist nur, dass die aktuellen Umfragen nicht rasend mehr Zustimmung für den neuen Chef ausweisen. Babler kämpft daher auch nicht um Platz eins mit der in allen Umfragen führenden FPÖ, sondern um Platz zwei mit der aktuellen Kanzlerpartei ÖVP. Zehn-Babler-Events Vielleicht haben sich die roten Parteistrategen auch deshalb zu einem Frühstart in den Wahlkampf hinreißen lassen und touren unter dem Motto „Herz und Hirn“ mit ihrem Chef seit Wochen durch das Land. Im Wohnmobil. Bis zur Nationalratswahl wird SPÖ-Chef Andi Babler durch ganz Österreich touren und dabei jedes Bundesland besuchen. Auf dem vielfältigen Programm stehen Besuche von Märkten, Sommerfesten, Kirchtagen und Betrieben genauso wie Verteilaktionen und Pressekonferenzen. „Herzstücke der Tour sind die 10 „Andi Babler kommt zu euch“-Events. Das sind große Veranstaltungen mit Andi Babler an ganz besonderen Locations, bei denen wir den direkten Austausch über aktuelle Fragen und Themen großschreiben, lautet die Ankündigung aus der SPÖ-Zentrale. Schmalkost am Fließband Ganze 10 Events! Wow! Michael Häupl hätte dazu wohl gesagt, dass er damit spätestens Dienstag Mittag fertig wäre. Kein Wunder also, dass es in breiten Teilen der Partei Zweifel an seinem Kurs gibt. Und die kommt nicht immer von Granden wie Ludwig, Doskozil oder Muchitsch. Die kommt auch von einfachen Mitgliedern, wie etwa diesem Traiskirchner Bürger, der folgenden Brief veröffentlicht hat: Schäm‘ dich, Genosse „Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Andi! Es ist für mich schon befremdlich, wie du die Frechheit besitzt, vor einem Sparpaket auf Kosten der Bevölkerung zu warnen. Als Bürgermeister hast du uns über Gebühr belastet. Du hast dich als dein eigener Pressesprecher angestellt und somit doppelt verdient. Du hast also unser Steuergeld genommen und es dir selbst in die Tasche gesteckt. Und du hast auch die Wassergebühren empfindlich erhöht und uns damit stark belastet. Wenn du jetzt vor einem Sparpaket warnst, ist das ein schlechter Scherz. Die Einzigen, die bei uns in Traiskirchen noch wirklich profitieren, sind im Übrigen die Asylwerber. In aller Freundschaft sage ich dir daher: Schäm’ dich Genosse und lass die peinlichen Briefe, wo doch ganz Österreich weiß, dass du dir unser Steuergeld auf unsere Kosten selbst in die Tasche steckst, während man dich selbst pfänden muss, damit du manche Gebühren bezahlst, die für jeden Bürger selbstverständlich zu entrichten sind.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Nationalratswahl wird zu einer Nagelprobe für SPÖ-Chef-Babler Die Filet-Stücke der zehn„Andi Babler kommt zu euch“-Events stoßen parteiinternen Kritikern bereits jetzt sauer auf. Wenig Akzeptanz in SPÖ. © SPÖ/Clemens Schmiedbauer

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