DAS WIEN AKTUELL 20 Eine brandaktuelle Studie für den Fachkräfteatlas der Jobbörse Stepstone bestätigt die schlimmsten Befürchtungen. In Österreichs Gesundheitssystem kracht es an allen Ecken und Enden. Es fehlen jede Menge Ärzte und Pflegekräfte. Aktuell gibt es 2.100 offene Stellen für Ärzte und 6.583 offenen Stellen für das Pflegepersonal. Noch funktioniert in den meisten Fällen die Versorgung noch halbwegs. Die Prognosen für die Zukunft sehen allerdings mehr als düster aus. „Der demografisch bedingte Fachkräftemangel ist im Gesundheitsbereich besonders stark ausgeprägt, das erklärt auch den deutlichen Anstieg bei angezeigten Stellen“, sagt Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer der Recruiting-Plattform Stepstone im Krone-Interview und empfiehlt Quereinsteigern eine Chance zu geben und Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren. Eine weitere Möglichkeit, auf den Personalmangel zu reagieren, sei es naturgemäß, selbst Fachkräfte auszubilden. Ärztekammer alarmiert Doch auch die heimische Ärztekammer sorgt sich um die rund 2.300 Absolventen des Medizinstudiums. So würden sich nur circa 1.400 davon in die Ärzteliste eintragen. „Der Rest verschwindet auf Weltreise oder keine Ahnung wohin“, zeigt sich Harald Schlögel, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, fassungslos. Dabei ist die Nachfrage nach einem Studienplatz enorm. So haben sich heuer 15.158 Interessierte zum Aufnahmetest MedAT angemeldet. 11.904 sind dann am 5. Juli tatsächlich angetreten. Und seit vergangener Woche sind die Ergebnisse da. 1.900 künftige Medizinstudenten dürfen sich freuen – sie haben es geschafft. Der Großteil der angetretenen Kandidaten schaut allerdings durch die Finger und kann es frühestens in einem Jahr noch einmal versuchen, oder muss sich vom Traumberuf Arzt verabschieden. Dabei ist es durchaus so, dass weit mehr als die 1.900 Glücklichen die erforderliche Punkteanzahl erreicht haben und somit bestanden haben. Die Anderen haben nur noch mehr geschafft. Kontraproduktive Selektion Ein unverständliches, unfaires Prozedere angesichts des eklatanten Ärztemangels, der aufgrund der Alterspyramide der aktiven Ärzte nicht besser wird. So rollt in spätestens zehn Jahren eine Pensionierungswelle auf das österreichische Gesundheitssystem zu, die es in sich hat. Denn rund 50 Prozent der niedergelassenen Hausärzte sind über 55 Jahre alt und damit spätestens in 10 Jahren im pensionsfähigen Alter. Bei Fachärzten im niedergelassenen Bereich sind es bereits mehr als 50 Prozent. Die Uhr tickt lauter Viel Zeit ist also nicht mehr, bedenkt man, dass nach sechs Jahren Studium noch einige Jahre in der klinischen Praxis dazukommen, bis man vollständig selbstverantwortlich der ärztlichen Tätigkeit nachgehen kann. Umso unverständlicher, dass man die Studienplätze derartig begrenzt. Statt sich schikanöse Knock-OutHürden wie den MedAT-Test einfallen zu lassen, sollte sich der Herr Bildungsminister lieber einfallen lassen, wie er mehr Studienplätze zur Verfügung stellen kann. Denn der Bedarf an Ärzten ist zweifelsohne vorhanden. So zeigt sich etwa auch SPÖ-Klubobmann Philip Kucher alarmiert: „Dass es im Gesundheitssystem an allen Ecken und Enden kracht, spüren längst schon alle, es rüttelt nur leider die Verantwortlichen in der Regierung nicht wach. Wenn im österreichischen Gesundheitssystem 2.100 Arztstellen und 6.600 Pflegestellen nicht besetzt werden können, hat das dramatische Folgen auf Wartezeiten, OP-Termine und allen voran auf ein ohnehin schon überlastetes Gesundheitspersonal.“ Falsche Prioritätensetzung Die Bilanz des dritten grünen Gesundheitsministers sind geschlossene Abteilungen in den Spitälern, unzufriedenes und überarbeitetes Pflegepersonal und gravierende Versorgungsengpässe im ländlichen Raum. Da ist es geradezu grotesk, dass Minister Rauch auch noch mit Phantastereien wie einem klimafitten Gesundheitssystem daher kommt. Das fällt in die Kategorie „Dinge, die die Welt nicht braucht“. Wir benötigen ein patientenfittes und kein klimafittes Gesundheitssystem. Wir benötigen kurze Wartezeiten auf Arzttermine und Operationen und eine flächendeckende Versorgung im urbanen wie im ländlichen Bereich. Und vor allem brauchen wir mehr Ärzte. Studie belegt: Österreich fehlen bald jede Menge Ärzte sowie Pfleger Das Gesundheitssystem spürt bereits jetzt den demografisch bedingten Fachkräftemangel. Der Kollaps folgt in zehn Jahren durch Pensionswelle!
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