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DAS WIEN AKTUELL 24 Michael Ludwig & Walter Ruck unterstützen die traditionelle Wiener Würstelstand-Kultur Feierliche Einpflanzung in den Blumengärten Hirschstetten Die Wiener Kaffeehauskultur, die Wiener Heurigenkultur oder der Wiener Walzer haben den Status als immaterielles Kulturerbe bereits. Jetzt soll auch der Wiener Würstelstand „geadelt“ werden. Mehrere Wiener Würstelstandler rund um Josef Bitzinger („Bitzinger an der Oper“), Patricia Pölzl („eh scho wuarscht“) und René Kachlir („Zum scharfen René“) haben einen Verein gegründet, der sich um die Aufnahme der Wiener Gastro-Institution in die Welterbe-Liste bemüht. Unterstützt werden die Würstelstandler von Bürgermeister Michael Ludwig und dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Wien, Walter Ruck. Sie bissen beim Würstelstand Bitzinger bei der Oper medienwirksam in Käsekrainer und Frankfurter, um das Anliegen zu unterstützen. „Die Wiener Würstelstände sind untrennbar mit dem Herzen unserer Stadt verbunden und sind mehr als nur Verkaufsstellen für köstliche Speisen“, sagte Bürgermeister Ludwig: „Die Würstelstände gehören zur Identität und Geschichte der Stadt. Sie sind auch ein sozialer Knotenpunkt und stärken die Gemeinschaft und das Miteinander in Wien.“ Ludwig hob die Niederschwelligkeit der Institution Würstelstand hervor: Dieser sei spätabends für Opernball-Besucher oder tagsüber für Schichtarbeiter ein beliebter Treffpunkt. „Viele Menschen nutzen die Standln für die schnelle Mahlzeit in der Mittagspause“, sagte der Bürgermeister. „Unterstützen wir unsere Würstelstände, besuchen wir sie regelmäßig und zeigen wir, dass wir ihren Wert erkennen und schätzen. Sie sind nicht nur Teil unseres täglichen Lebens, sondern auch Botschafter unserer einzigartigen Wiener Kultur“, appellierte Ludwig. „Würstelstände sind aus der Wiener Gastronomie nicht wegzudenken. Auch wenn die Vielfalt der Imbiss-Angebote in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist, haben sie einen festen Platz bei den Wienerinnen und Wienern, aber auch bei unseren Gästen. Würstelstände gehören zu Wien wie die Heurigen und die Kaffeehäuser. Sie sind nicht nur Labstationen, sondern Orte der Zusammenkunft aller Gesellschaftsschichten, wo auch oft der Wiener Schmäh gepflegt wird“, sagt Walter Ruck. Eine Wiener Institution Die Würstelstände in Wien gehen auf die ursprünglich fahrbaren Garküchen und Verkaufsstände aus der k.u.k-Zeit zurück. Sie sollten Kriegsinvaliden ein Einkommen sichern. Der fixe Würstelstand ist eine relativ junge Errungenschaft, die Stadt Wien erlaubte erst 1969 fixe Standorte. Der älteste noch bestehende Würstelstand wurde 1928 eröffnet und ist am Döblinger Gürtel (Würstelstand Leo) nach wie vor in Betrieb. Zum Würstelstand gehören nicht nur ein eigener Jargon („Eitrige“, „Buckel“, „Krokodü“ oder „Hüsn“), sondern auch ein Wurschtler oder eine Wurschtlerin mit einer gehörigen Portion Wiener Schmäh. In seiner langen Geschichte hat es der Wiener Würstelstand sowohl in die Literatur als auch in die Popkultur geschafft: Er kommt in der „Tante Jolesch“ von Friedrich Torberg ebenso vor wie in HC Artmanns „Im Schatten der Burenwurscht“. Elisabeth T. Spira schuf der Wiener Institution mit ihrer Folge der Alltagsgeschichten „Am Würstelstand“ 1995 ein Fernseh-Denkmal. Die Bewerbung zur Aufnahme der „Wiener Würstelstandkultur“ in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich samt Unterstützungserklärungen wird demnächst offiziell eingebracht. Am 11. Juni fand in Anwesenheit von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler eine feierliche Zeremonie in den Blumengärten Hirschstetten statt, bei der ein besonderer Kakibaum gepflanzt wurde. Dieser Setzling stammt von einem Kakibaum in Nagasaki ab, der den US-amerikanischen Atombombenabwurf am 9. August 1945 schwer beschädigt überlebte und im Rahmen der Ausstellung „Frieden“ des Jüdischen Museums Wien nach Wien gebracht wurde. Diese bedeutende Initiative wurde in Zusammenarbeit mit dem japanischen „Revive Time: Kaki Tree Project“ und dessen europäischem Schwesterprojekt „Nagasaki-Brescia KAKI TREE for EUROPE“ realisiert. Barbara Staudinger, Direktorin des Jüdischen Museums Wien, betonte in ihrer Rede die Bedeutung des Kakibaums als lebendiges Symbol des Friedens und der Hoffnung. „Mit der Pflanzung dieses Setzlings setzen wir uns für den Frieden ein und erinnern an die zerstörerischen Auswirkungen von Krieg und Gewalt“, so Staudinger. Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck, Bürgermeister Michael Ludwig, Josef Bitzinger und René Kachli © Stadt Wien/Christian Jobst

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