DAS WIEN AKTUELL 2 Stirbt der Naschmarkt? Nachdem das UNESCO-Welterbekomitee das historische Zentrum Wiens weiter als gefährdetes Welterbe führt, ist nun das nächste Wiener Wahrzeichen in Gefahr: Der Naschmarkt. Kaum ein Tourist lässt bei seinem Besuch den berühmtesten historischen Markt Wiens auf seiner Tour aus. Man kann den Markt daher getrost als Touristenmagnet bezeichnen. Das Problem ist nur, dass die Wiener selbst sich kaum mehr dorthin verirren. Die wenigen verbliebenen Standler jammern. Von den Touristen alleine könnten sie nicht leben, sagen sie. „Die grapschen das Obst ab und gehen dann weiter.“ „Die Zeiten sind nicht einfach“, erfährt man etwa von Standler Ibrahim Bilbic. Ihm machen die Supermärkte in der Umgebung zu schaffen. Diese seien eine harte Konkurrenz. Dazu kommt noch, dass der Naschmarkt für seine teuren Preise verschrien ist, was aber mittlerweile nicht mehr den Tatsachen entspreche. Einen Grund für den Rückgang der Kundschaft sehen viele Marktstandbetreiber in der katastrophalen Parkplatzsituation. „Früher sind unsere Kunden am Samstag aus Döbling und Hietzing hergefahren, jetzt gibt es bis 11 Uhr eine Ladezone, wo schon so mancher abgestraft wurde, logisch, dass sich das viele nicht mehr antun wollen“, sagt etwa Thomas Urbanek, Besitzer eines bekannten Traditionsfeinkostladens. „Unsere Kunden kommen nun einmal nicht mit dem Rad“, sagt ein 70-jähriger Händler, der bereits in vierter Generation seinen Stand betreibt. Damit bestätigt er die alte amerikanische Marketingweisheit, die da lautet: No Parking – No Shopping. Und er bestätigt damit auch, dass das autofreie Konzept der Grünen gescheitert ist. So haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Parkplätze rund um den Markt Radwegen weichen müssen. Das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn man dafür endlich die seit Jahrzehnten geplante Tiefgarage unter dem Markt realisiert hätte. Die Infrastruktur dafür wäre rein theoretisch vorhanden. So befinden sich unter den Standeln riesige Lagerhallen, die relativ einfach zur Garage umgebaut werden könnten. Hat man aber nicht gemacht. Gleichzeitig verliert der Naschmarkt auch seine Vielfalt. Das Angebot für Käufer wird hingegen immer kleiner. Jedenfalls was die Lebensmittel des täglichen Bedarfs betrifft. Alteingesessene Standler sperren reihenweise zu und werden durch Gastro-Lokale und „Fetzenstandln“ ersetzt. Der Lokalaugenschein bestätigt die Entwicklung. Am Freitagvormittag ist der Markt tatsächlich bis auf ein paar wenige Touristen fast ausgestorben. Seitens der Standler hofft man auf eine Umgestaltung. Die schon länger im Gespräch befindliche Markthalle sieht man aber skeptisch. „Eine Markthalle wäre für uns das Ende“, sagt ein Händler. Damit könnte er recht haben. Notwendig wäre ein ausgeklügeltes Verkehrskonzept, das auch Raum für den motorisierten Individualverkehr lässt – sprich Parkplätze. Flächen dafür wären genug vorhanden – etwa dort, wo die Markthalle angedacht ist. Ob das jedoch mit den zuständigen Bezirksvorstehern der Naschmarktbezirke 4, 5 und 6 zu machen ist, darf schwer bezweifelt ist. Handelt es sich doch um zwei Grüne und einen SPÖ-Vorsteher. Allerdings ist auch schwer vorstellbar, dass die Bewohner dieser Bezirke einen toten Markt wollen, der nur als Freilichtmuseum für Touristen dient. Ein gutes Thema für die nächste Gemeinderatswahl. Bis dahin muss der Markt allerdings noch durchhalten. Wenn nicht, stirbt das nächste Wiener Wahrzeichen und das wäre echt schade. Geschätzte Leser! Liebe Leserinnen! EDITORIAL von Heinz Knapp IMPRESSUM: Herausgeber/Verleger/Inhaber: Heinz Knapp, h.knapp@das-wien.at UID: ATU 63468713, redaktion@das-wien.at Lektorat: Alfred Eichhorn Grafik: Daniel Knapp, daniel.knapp@das-wien.at; Druck: Mafra Print, 15000 Praha; Vertrieb: Österreichische Post AG, Haidingergasse 1, 1030 Wien; Straßen- und Geschäftsverteilung - Wiener Stadtgebiet Verlagsadresse/Rechnungswesen/Grafik/Produktion: Die Agentur - Unabhängige Wochenzeitung, Heinz Knapp, Chorturmblick 1, 9061 Klagenfurt, www.das-wien.at Offenlegung gem. § 25 MedienG: Online unter www.das-wien.at Gastkommentare: H.C. Strache, Mag. Peter Weitzel Bei bezahlten Anzeigen, PR-Artikeln und namentlich gekennzeichneten Berichten liegt die inhaltliche Verantwortung beim Auftraggeber. Alle Berichte beziehen sich auf Stand 02.11.2023, 10:00 Uhr www.das-wien.at www.wkf-wien.at www.das-kaernten.at
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