DAS WIEN AKTUELL 17 Viele stellen sich die Frage warum die SPÖ ihren Parteitag am 11.11. in Graz und nicht in Villach abgehalten hat. War die Veranstaltung doch eher eine Faschingssitzung als ein Parteitag. Der Spaß beginnt schon beim Datum. Warum ausgerechnet am 11.11.? Da ist Faschingsbeginn. Und da ist auch Landesfeiertag im Burgenland. St. Martin. Kein Wunder also, dass es Parteirebell Hans-Peter Doskozil vorgezogen hat im Burgenland zu bleiben, als nach Graz anzureisen. Doch Doskozil war nicht der Einzige, der nicht nach Graz gekommen ist. Erstmalig in der Geschichte der SPÖ hat auch kein ehemaliger Parteichef am Parteitag teilgenommen. Kein Franz Vranitzky, kein Werner Faymann, kein Alfred Gusenbauer, kein Viktor Klima, kein Christian Kern und schon gar keine Pamela Rendi-Wagner. Eine ziemliche Blamage für Andreas Babler. Andi allein daheim, sozusagen. Und das, obwohl er damit angetreten ist, die Partei nach dem Match Rendi-Wagner gegen Doskozil wieder einen zu wollen. Die Unterstützung seiner Vorgänger dürfte er, entgegen der bisherigen Tradition in der Sozialdemokratie, jedenfalls nicht genießen. Die Zurückhaltung seiner Vorgänger bietet breiten Raum für Spekulationen. So ist Babler vielen konservativen Sozialdemokraten zu links. Das kommt in Gesprächen hinter den Kulissen immer wieder durch. Trotzdem hat man aus Parteidisziplin heraus dem neuen Chef 88 Prozent bei der Obmannwahl verschafft. Das ist bei Weitem nicht das beste Ergebnis eines Vorsitzenden, aber auch nicht das Schlechteste. Das Fernbleiben der ehemaligen Parteichefs lässt vermuten, dass die SPÖ-Granden den neuen Chef beim Scheitern beobachten wollen, ohne selbst damit etwas zu tun zu haben. Keine guten Voraussetzungen für Babler. Denn diese Zurückhaltung bedeutet auch keinerlei Unterstützung für ihn! Kleiner Gag am Rande: Hätte ein freiheitlicher Obmann 88 Prozent erreicht, hätte „Rechtsextremismusexpertin“ Natascha Strobl wohl messerscharf analysiert, dass das Wahlergebnis von 88 Prozent (Anm.: der achte Buchstabe im Alphabet ist das H. 88 bedeutet somit HH – Heil Hitler) und die Angriffe auf Starbucks kein Zufall seien, sondern so antisemitische Neonazi-Codes, an die Wähler ausgesendet würden. Da es sich jedoch um den am linken Rand angesiedelten Babler handelt, freut sich die Links-Aktivistin über dieses Ergebnis. Immerhin ist bei diesem Parteitag keine Auszählungspanne passiert. Diesmal ist man auf Nummer sicher gegangen und hat geschlagene zwei Stunden gebraucht, um die 587 Stimmen der anwesenden Delegierten auszuzählen. Zur Entschuldigung muss man anmerken, dass nicht nur die Stimmen zur Wahl des Parteivorsitzenden gezählt wurden. Es wurde auch über den Spitzenkandidaten für die EU-Wahl abgestimmt. Das wird wieder der Wiener Andreas Schieder sein, der 89,8 Prozent erreichte – mehr als Babler! Für Aufregung sorgte auch die Verpflegung am Parteitag. Ist es bei anderen Parteien, wie etwa ÖVP und FPÖ durchaus üblich, die Delegierten gratis zu verköstigen, mussten die Genossen tief in die Tasche greifen. So wurden für Frankfurter mit Senf und Kren satte sechs Euro verrechnet. Zum Vergleich: Beim legendären Würstelstand LEO am Döblinger Gürtel in Wien kostet ein Paar Frankfurter mit Senf und Gebäck 3,70 Euro! Eine LeberkäsSemmel kostet dort mit 2,90 Euro weniger als halb so viel wie beim SPÖ-Bundesparteitag, denn dort wurden 6,50 Euro verlangt. Kein Wunder, dass ein Teil der Delegierten angespeist war und Babler ihre Stimme verweigert haben. Es könnte also noch lustig werden mit dem neuen Chef. „Andi allein daheim“ Criticus Einbruch bei neuen Firmenregistrierungen Die Statistik Austria veröffentlichte dieser Tage auch in Bezug auf neue Firmenregistrierungen für die Monate Juli und September informatives Zahlenmaterial. Das zeigt, dass die Absicht, ein neues Unternehmen zu gründen, um mehr als ein Fünftel gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückgegangen ist. Demnach kam es zu 12.581 Registrierungen, ein Rückgang um 22 Prozent. Allerdings ist eine Registrierung bloß als Absichtserklärung zu verstehen, in Bälde eine wirtschaftliche Tätigkeit aufnehmen zu wollen. Dabei spielt sicherlich die „konjunkturelle Schwächephase“ der heimischen Wirtschaft eine signifikante Rolle. So heißt es. Ein weiteres, unerfreuliches Detail betrifft die Insolvenzen: Laut aktueller KSV1870-Analyse waren/sind in Österreich in den ersten drei Quartalen 3.930 Unternehmen (ca. 14 pro Tag) in eine solche geschlittert. Das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 10,6 Prozent. Ranking-Platz eins mit 32 Prozent nimmt Kärnten ein. Zudem haben sich die vorläufigen Passiva um 25 Prozent auf 1,89 Mrd. Euro erhöht. Aus Expertensicht handelt es dabei um eine Nivellierung, die erwartet wurde, und nicht um: eine Insolvenzwelle. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter ist durch prominente, davon betroffene Handelsunternehmen auf 17.700 Personen (+ 74 %) und jene der betroffenen Gläubiger auf 32.500 Geschädigte (+ 49 %) angewachsen. Der Gläubigerschutzverband Creditreform analysiert die Zahl bei den Privatinsolvenzen. So stieg diese in den ersten drei Quartalen um 8 Prozent auf knapp 7.300 Verfahren. Allerdings sind diese hinter dem Vor-Pandemie-Niveau. Im Bundesländervergleich führt Vorarlberg (+ 37,9 %), in absoluten Zahlen Wien mit 2.388 Fällen. www.das-wien.at NEUERÖFFNUNG Wiener Wirtschaft @ Hotel Erzherzog Rainer Wiedner Hauptstraße 27-29 | 1040 Wien | Tel.: +43 1 22 111 364 servus@wienerwirtschaft.com | www.wienerwirtschaft.com Reservieren Sie jetzt noch Ihre WEIHNACHTSFEIER
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