DAS WIEN AKTUELL 13 Auf beste Aussichten anstoßen. Goe_D_KeyVisual_200x128mm_rd.indd 1 10.02.21 10:46 www.das-wien.at Vom 17. bis 20. August, also von Donnerstag bis Sonntag, ging in Niederösterreichs Landeshauptstadt das alljährliche Frequency Festival über die Bühne. Rund 150.000 Fans feierten die letzte große SommerParty. Diesmal hatten die Veranstalter des Musikgroßevents auch Glück mit dem Wetter – es war trocken und heiß. Auch neu – und das überrascht schon ein wenig – war die Flexibilität der ÖBB. Denn erstmals wurde den Konzertbesuchern die Möglichkeit geboten, nach der letzten Zugabe auch mit der Bahn, heimzufahren. Um 2.10 Uhr ging der letzte Zug nach Wien. Das könnte eventuell daran gelegen haben, dass neben Künstlern wie Macklemore, Mathea, oder den Ärzten auch viel Polit-Prominenz anwesend war. So ließ sich der Traiskirchner Bürgermeister und frischgebackene SPÖ-Chef Andreas Babler die Ansammlung tausender Jungwähler ebenso wenig entgehen, wie die grüne Klimaministerin Leonore Gewessler. Babler nutzte die Ansammlung junger Menschen dafür, bei Dosenbier seine sommerliche „ComebackTour“ abzufeiern. Anders die grüne Gewessler, die als Verkehrsministerin wohl nicht ganz unbeteiligt daran war, dass die ihr unterstellten ÖBB erstmal einen Spätzug nach Wien angeboten haben. Sie warb für ihr Klimaticket. Unter dem Motto: „Diese Aktion geht unter die Haut“, konnte man sich gratis tätowieren lassen. Aber nicht irgendein Tattoo, sondern eines der vorgegebenen Sujets des Klimatickets. Dafür gab es als Belohnung eine kostenlose Öffi-Jahreskarte. Mit anderen Worten: Wer seine Haut dauerhaft als Werbeträger für das Klimaticket zur Verfügung stellt, darf ein Jahr lang gratis – also auf Steuerzahlerkosten – mit der Bahn fahren. Oder, wer zu arm ist, um sich einen Fahrschein zu kaufen, der muss sich tätowieren lassen. Diese in der grünen „Denkwerkstatt“ wohl als geniale Marketingaktion abgefeierte Idee ist nicht überall gut angekommen. Die diesbezüglichen Kommentare auf den Social MediaKanälen waren dementsprechend negativ. Besonders abbekommen hat es dabei die Ministerin selbst, die sich für Werbezwecke ein abwaschbares Kindertattoo aufkleben hat lassen und dieses stolz in die Kameras der anwesenden Journalisten gehalten hat. „Inkonsequent“, „Scheinheilig“ und „völlig daneben“, waren noch die höflichsten Kommentare. Immerhin durften sich nur volljährige Personen tätowieren lassen und das auch nur am frühen Nachmittag und nicht in den Abendstunden, wo die alkoholbedingte Hemmschwelle wohl weitaus geringer gewesen wäre. Und so haben sich von den rund 150.000 Festivalbesucher gerade einmal sechs für ein unter die Haut gehendes Klimaticket entschieden. Ob das ein Erfolg ist, bleibt dahingestellt. Die Idee, staatliche Leistungen im Gegenzug für ein Tattoo zu erhalten, ist jedenfalls genauso krank wie ausbaufähig. So könnte etwa der Finanzminister ein „Steuerbefreiungs“-Peckerl anbieten, der Innenminister ein „Falschparker“-Peckerl, oder der ORF ein „Gebührenfrei“-Peckerl. Der Erfolg wäre wohl ungleich größer! Habt‘s ihr ein Peckerl? Criticus ANZEIGE
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