DAS WIEN AKTUELL 12 Aktuell zeigt sich die Europäische Zentralbank (EZB) zufrieden mit ihren Banken. Bei ihrer jährlichen Überprüfung auf „Herz und Nieren“ von 113 Banken im Euroraum befand sie, dass diese Banken die Folgen des UkraineKrieges gut gemeistert haben. Umgekehrt aber steht sie selbst massiv unter Kritik, weil sie Schuld sein soll, dass die EU der US-Konkurrenz hinterherhinkt, so die Tageszeitung Presse. Apropos Hinterherhinken: Das gilt wohl auch zum jüngsten Interview von ÖNBGouverneur Robert Holzmann in der ZiB 2: „In Österreich liegen die Zinsen derzeit bei 2,5 Prozent und die Inflationsrate über 10 %“, verkürzt weiter „aber sie müssen solange steigen bis die Inflationsrate sinkt“. Doch bitte, was läuft in Österreich schief, bei uns greift dieses Patentrezept der EZB nicht im selben Ausmaß wie im weiteren EU-Raum? 11 Prozent aktuelle Inflation und mehr stehen knappe 8,6 Prozent im übrigen Europa gegenüber. Gewiss, als Freiheitlicher haben sie rasch eine Antwort parat: Die üppigen Coronahilfen der Regierung. Das hat spürbare Folgen für die Menschen, die sich, wie die SPÖ-Parteivorsitzende, Pamela Rendi-Wagner im Roten Pressefoyer emotional sagt, „sich nicht mal mehr das Essen am Monatsende, geschweige denn ihre fälligen Mieten bzw. die immens hohen Strom- und Gaspreisnachzahlungen leisten können“. Und zurück zu Holzmann: „Bis zum Jahresende rechnet – er – mit einem Rückgang der Teuerung. Nachsatz: „Das hänge a b e r stark von der weiteren Entwicklung der Energiepreise ab. Wie bitte? Der Gaspreis ist überspitzt formuliert aktuell im Keller, doch hierzulande steigt die Inflation weiter. Und lieber Experte, eine Konsequenz darauf, dann doch die milliardenschweren Anleihen im eigenen Haus gleich Mal zu Null wertberichtigen. Denn für sie Käufer zu finden, wird dann eh unmöglich. Hier spricht noch der Optimist, vielleicht sind diesbezügliche Schritte ins Nirwana ohnehin alternativlos. Sicher ist bloß, dank Jan Krainer (SPÖ), für die nächsten 10-20 Jahre gibt es deshalb kein Geld mehr von der Nationalbank an den Staat. Schade, auch um diese Millionen. Ach was soll’s, es ist doch ohnehin in Europa, USA und Co. so viel Geld im Umlauf … Was lehrt uns die Geschichte? Das ist ein anderes, trauriges Kapitel … General-Gouverneur Holzmann: „Zinsen rauf – Inflation runter“ Eine topaktuelle Erhebung der Johannes Kepler Universität Linz zeigt auf, dass ca. zwei Drittel der Bevölkerung sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass „man sich viele Dinge in Krisenzeiten ohne Schwarzarbeit einfach nicht mehr leisten kann“. Und deshalb wird man initiativ und „beauftragt“ Pfuscher in bevorzugten Bereichen wie Elektro & Auto zu jeweils 20 %, aber auch Schönheitspflege und Kosmetik zu 15 Prozent. Mehr Zuspruch erfahren auch Tätigkeiten rund um Haus und Garten, keineswegs außen vor gehen Nachhilfe und Co., wie Studienautor, Professor Friedrich Schneider, erhoben hat. Demzufolge ist die Größenordnung bei der Schattenwirtschaft im Vorjahr auf eine Summe von 28,72 Milliarden Euro angewachsen. Ein Plus von signifikanten 900 Mio. Euro schlägt sich damit gegenüber dem Vergleichsjahr 2021 zu Buche. Oder einfach ein Mehr um 3,2 Prozent. Ein weiterer Prognosezuwachs zieht sich aus dem Fakt, dass „die Realeinkommen durch die hohe Inflation und die hohen Energiekosten gefallen sind und deshalb mit einem weiteren Anstieg zu rechnen sei“. Schneider ergänzt, dass „diese Pfuschermilliarden“ bereits 7,2 Mrd. € des BIP ausmachen. Schlicht und ergreifend Geld das dem Finanzminister fehlt – und der, ganz im Gegensatz zu zwei Drittel der Menschen, die noch immer Pfusch als Kavaliersdelikt betrachten, mit höheren Strafen im Keim erstickt werden müsste. Eine Zusatzschätzung ist, dass ca. ein Fünftel aller Österreicherinnen und Österreicher diese Dienste in Anspruch genommen hat – mit einem Durchschnittslohn von ca. 20 Euro. Schneiders Anti-ReizMaßnahmenpaket beinhaltet eine Sperre von Unternehmen zu öffentlichen Aufträgen für zig Jahre; eine Senkung der Lohnnebenkosten; Einführung einer steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen und Investitionen im Haushalt in einer Größe von 2.000 € – Pfuschreduktion von ca. 800 Mio. Euro. Die Abschaffung der kalten Progression reduziert nach einer weiteren „Zusatzschätzung“ von Schneider die Schwarzarbeit um satte 700 Mio. Quasi doppelte Freude und Gewinn für den Finanzminister Brunner … Stelldichein von Krisen mit Pfusch Das abgelaufene Jahr hat auch wieder dazu geführt, dass es zu einer deutlichen Zunahme von Privatinsolvenzen gekommen ist, so der Kreditschutzverband 1870. Die privaten Schuldenregulierungsverfahren sind in Summe auf 8.176 Fälle gestiegen. Das war ein Plus von 13,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Die durchschnittliche Einzelverschuldung beläuft sich auf 111.000 Euro. Trübe Aussichten, denn der Kreditschutzverband 1870 erwartet für heuer einen weiteren Anstieg. Mehr Private in Insolvenz © LISI NIESNER
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